Zur Abwechslung gibt es heute mal keine neuen Zeichen zu lernen. Heute werden wir neue Vokabeln lernen und einen kleinen "Small-Talk" halten.
Erstmals kannst Du auch etwas chinesisch hören! Ich habe
entsprechende Hörbeispiele für diese Lektion zusammengestellt. Wenn Du ein
solches Symbol siehst: dann
kannst Du dort draufklicken um das entsprechende Beispiel anzuhören.
Bevor wir anfangen teste doch einmal, ob Du die letzte Lektionen noch kannst.
1.) Zähle einmal laut (es ist wichtig immer wieder zu sprechen) von 1 bis 30.
2.) Schnapp Dir bitte ein Blatt Papier. Lege es im Querformat vor Dich hin und 'bewaffne' Dich mit einem Stift. Jetzt schreib bitte links untereinander die folgenden Wörter:
Du
Er
Ich
Sie
Pluralsuffix
Jetzt ergänze bitte jeweils rechts neben den Begriffen die folgenden Informationen:
a) Das Wort in chinesisch (in der Pinyin Umschrift)
b) Den Ton (1., 2., 3., 4. oder 5. ?)
c) Die komplette Strichfolge (also erst ein Strich, dann zwei ....)
d) Nochmal das komplette Zeichen
Wenn Du fertig bist hast Du auf deinem Papier etwas, dass ganz ähnlich aussieht wie die Lektion 'Tag 3'. Hier kannst Du vergleichen, ob Du es richtig gewusst hast.
Wie schon angekündigt geht es heute verstärkt um das Sprechen und Verstehen. Dazu wirst Du heute ein paar neue Vokabeln kennen lernen. Doch vorher noch etwas Theorie.
Die chinesische Grammatik ist im vergleich zu anderen Sprachen relativ einfach. Aber trotzdem muss man das Prinzip erst einmal verstehen.
Bevor ich auf Details eingehe erläutere ich hier ein paar Begriffe aus der Grammatik mit denen ich in diesem und späteren Teilen umgehen werde. Auch mir waren diese Begriffe nicht mehr wirklich geläufig - es ist keine Schande, wenn man in der Schule nur mit 'Wie-Wörtern' und 'Tu-Wörtern' zu tun hatte, so wie ich ;-)
Beispiel: 'Ich esse kuchen'
Begriff | Beispiel | Erläuterung | |
Subjekt | Ich | Wer? -> Subjekt | |
Prädikat | esse | Was tue ich? | |
Objekt | Kuchen | Wen oder Was esse ich? | |
Verben | essen, tanzen, springen, schlafen | Tätigkeitswörter ('Tu-Wörter') | |
Adjektive | lustig, gesund, ruhig, lang | Eigenschaftswörter ('Wie-Wörter') |
Im deutschen haben ganze Sätze in der Regel folgenden Aufbau (vergleiche mit Beispiel oben):
Subjekt Prädikat Objekt
Der Satzaufbau im chinesischen ist ganz genauso aufgebaut - es gibt nur 'inhaltliche' Unterschiede.
Zunächst einmal kann das 'Objekt' wegfallen, wenn es dadurch nicht zu Missverständnissen kommt.
Viel interessanter ist jedoch die Tatsache, dass Sätze gänzlich ohne ein Verb auskommen können! Das klingt dann anfangs recht lustig: 'Du gut?', 'Ich nicht beschäftigt.', 'Deinem Bruder gut?', 'Meinem Bruder gut.' ('Ich Tarzan, Du Jane' :-) )
Aber der Reihe nach.
Was ist ein 'Adjektivprädikat'?
Der einfachste chinesische Satz besteht also nur aus Subjekt und Prädikat:
Subjekt | Prädikat | |
Nĭ | hăo | |
Wŏ | hĕn hăo | |
Tā | hĕn máng |
Was fällt auf? Genau! ein Verb ist hier eigentlich nicht vorhanden. Kein 'sein' oder 'bin'.
Das Prädikat wird hier von einem Adjektiv bzw. einem erweiterten Adjektiv gebildet. Die chinesischen Adjektive können als eine Art von Zustandsverb fungieren - man braucht also kein Hilfsverb wie 'sein' weil es sozusagen schon im Verb enthalten ist:
Wŏ ( ) hĕn máng
(ich (bin) sehr beschäftigt)
Ein solches Adjektivprädikat bleibt nur selten ohne Erweiterung. In normalen Aussagesätzen wird es häufig mit 'hĕn' (sehr) erweitert, das hier seine verstärkende Wirkung fast völlig verliert.
Beispiel:
Sie sagen nicht: Tāmen máng.
sondern: Tāmen hĕn máng. (Sie sind beschäftigt)
Man meint dabei allerdings nicht wirklich, dass sie 'sehr' beschäftig sind (also quasi so beschäftig sind dass sie schon nicht mehr wissen wo ihnen der Kopf steht :-) ) - Nein, vielmehr ist es so, dass der Satz sonst einfach 'zu kurz' wäre. Es würde etwas 'fehlen'.
Wird das Adjektiv durch andere Adverbien oder Verneinung erweitert, ist 'hĕn' nicht mehr nötig.
Die Verneinung erfolgt durch das voranstellen des Adverbs 'bù':
Subjekt | Verneinung | Prädikat | |
Tā | bù | máng | |
Er (ist) nicht beschäftig |
Genug Grammatik für Heute :-)
Wenden wir uns jetzt einem 'Smalltalk' zu.
In dem folgenden Text treffen sich Lisa und Hans und tauschen ein paar Worte aus.
Für Chinesen ist die Aussprache von europäischen Namen übrigens nicht immer sehr leicht. Besonders dann, wenn ein Name auf einen Konsonanten (=Mitlaut) endet - wie z.B. 'Hans'. 'Lisa' ist einfach - es endet auf einem Vokal (=Selbstlaut). Bei 'Hans' sprechen die Chinesen dann ein 'stummes i' - Aus Hans wird Hànsī - Das 'i' wird dabei gesprochen wie bei der Zahl 4 (sì).
Schauen wir uns die Begrüßung an:
Lìsā: | Hànsī, nĭ hăo! | |
Hànsī: | Lìsā, nĭ hăo! | |
Hörbeispiel: langsam ![]() ![]() |
Das ist noch einfach, oder? Jeder Begrüßt den anderen - fertig :-)
Aber schauen wir uns das nächste Gespräch mal an:
Oops - da werden wir wohl ein paar Vokabeln lernen müssen :-)
Hier sind alle Vokabeln des Textes aufgeführt - bitte gut lernen. Einige Wörter kennst Du schon aus den vorherigen Teilen dieses Kurses.
Hier noch ein paar Anmerkungen zu der Unterhaltung:
Nĭ hăo ma? bedeutet so viel wie 'Wie geht's Dir'. Ohne den Fragepartikel 'ma' wird Nĭ hăo Begrüßung verwendet wie 'Guten Tag'.
nĭ ne bedeutet in der Begrüßung 'Und Dir?', 'Und Du?'
Wie schon weiter oben erwähnt kann ein Subjekt weggelassen werden, wenn dadurch keine Missverständnisse entstehen. Das ist in der obigen Unterhaltung z.B. durch das geklammerte (Wŏ) angedeutet.
Ich hatte es schon im ersten Teil des Kurses erwähnt. Beim 3. Ton gibt es ein paar Besonderheiten. Wenn nämlich mehrere 3. Töne in einem Satz aufeinander folgen, so kann man diese einfach nicht mehr so deutlich betonen - sie verschwimmen ineinander. Nur die jeweils letzte Silbe behält ihren 3. Ton, die vorherigen Silben werden dann zu 2. Tönen (also nur der ansteigende Teil des Tons wird gesprochen).
Beispiel:
Nĭ hăo wird gesprochen wie ní hăo.
Wŏ hĕn hăo wird gesprochen wie Wó hén hăo.
Geschrieben werden aber die Wörter aber immer mit ihrem richtigen Ton.
Auch in anderen Fällen wird die Bogenform beim 3. Ton nicht voll gesprochen. Häufig bleibt in der flüssigen Rede nur der abfallende Teil erhalten. Man sollte aber unbedingt darauf achten, dass in solchen Fällen der Ton in der tieferen Stimmlage angesetzt wird - anders als beim 4. Ton.
Tja, das ist schon etwas schwerer alleine zu üben. Auf alle Fälle solltest Du die Vokabeln auswendig lernen. Versuche auch den kompletten Dialog auswendig zu lernen und zu verstehen.
Höre ihn Dir immer wieder an und versuche ihn immer wieder zu sprechen. Wenn Du die Möglichkeiten dazu hast nehme Dich selber auf (auf Kassette oder per Mikrophon und Soundkarte mit dem PC) und höre Dich selber ab. Vergleiche mit den Hörbeispielen.
Viel Spaß beim Üben und Zaī jìan bis zum nächsten mal.
P.S.: es sind gerade Herbstferien - daher wird der 5. Teil erst in etwa 2 Wochen folgen. Viel Zeit zum üben also ;-)