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Chinesisch für Anfänger

Tag 3

Heute wollen wir uns noch ein wenig mehr mit der Herkunft der chinesischen Schriftzeichen befassen. Außerdem gehen wir heute etwas mehr auf die 'Radikale' ein - was das ist und wozu man diese kennen sollte.

Nach der Theorie kommen dann ein paar neue Wörter und ein 5. Ton hinzu. Viel Holz - also ran!

 

Rückblick

Man kann's nicht oft genug üben: Nimm Dir ein Blatt Papier und schreibe noch mal alle Zahlen von 1 bis 10 in chinesisch und in Pinyin auf. 

Fertig? Dann vergleiche ob Du es richtig gemacht hast: Die Zahlen 1 bis 10

Schrift im Bild, Bild in Schrift

Als Ergänzung zu diesem Thema (siehe auch Tag2) sollen hier noch ein paar weitere Beispiele gezeigt werden, wie sich die chinesischen Schriftzeichen im Laufe der Jahrhunderte geändert haben. Diese Veränderungen haben u. a. damit zu tun, dass sich die Art des Schreibens verändert hat. So hat man früher die Zeichen in Schildkrötenpanzer oder Knochen geritzt. Später auch in Bronze oder Stein bis sich schließlich sich die Grasschrift entwickelte. Auch die Einführung des Pinsels als Schreibinstrument hatte einen erheblichen Einfluss auf die Fortentwicklung der Schrift. Ganz rechts ist jeweils das Zeichen zu sehen, wie es heute verwendet wird.

 

     
  Hund
  Frau
  Mond

 

Wie schon im letzten Teil dieses Kurses beschrieben wurden viele Zeichen entwickelt, die direkt ein Abbild dessen sein sollten, was sie darstellten (siehe die 'Sonne' im letzten Teil). Hier nun noch ein paar weitere Beispiele:

 

     
 
huŏ (Feuer)
 
gōng (Arbeit)
 
shān (Berg)
 
rén (Mensch)

 

Ich habe im Internet eine schöne Seite gefunden auf der noch weitere Beispiele gezeigt werden. Sie heißt 'Einführung in die chinesische Schrift' (siehe auch Link-Seite)

Was ist ein Radikal?

Bereits im letzten Teil des Kurses wurden kurz die 'Radikale' erwähnt. Hier nun wie versprochen eine etwas genauere Erläuterung dazu - was ist eigentlich ein 'Radikal'?

Zum Beispiel die oben gezeigten Zeichen sind 'Radikale' - sogenannte 'Grundzeichen'. Diese Zeichen können in einem Text entweder als eigenständiges Zeichen mit ihrer eigenen Bedeutung vorkommen als auch in Verbindung mit anderen Zeichen zu einem neuen Zeichen mit anderer Bedeutung kombiniert werden. Diese 'Radikale' nennt man auch 'Klassenzeichen', weil sie das auszudrückende Wort in einem groben Bedeutungsfeld einordnen. So enthalten alle Zeichen, die etwas mit Holz zu tun haben, das Radikal 'Holz'. Pflanzen und Produkte aus dem Pflanzenbereich werden mit dem Radikal 'Gras' geschrieben, Gefühle mit dem Radikal 'Herz' usw. Jedes Schriftzeichen enthält eines dieser ca. 200 Radikale.

 

Besteht ein Zeichen nicht ausschließlich aus dem Radikal, so ist ihm ein phonetischer oder ideographischer Teil hinzugefügt.

 

'Phonetischer Zusatz' heißt, dass das Gesamtzeichen so ähnlich wie das Zusatzzeichen ausgesprochen wird. Das Zeichen verdankt seine Aussprache also diesem Zusatz.

Hier ein paar Beispiele dafür:

  Schriftzeichen Radikal phonetischer Zusatz
 
(Karpfen)

(Fisch)

 
chàng (singen)

kŏu (Mund)

chāng
 
xìu (Ärmel)

(Kleid)

yóu

 

'Ideographischer Zusatz' heißt, dass die Bedeutung des Gesamtzeichens durch den Zusatz mitbestimmt wird. Auch hierzu ein paar Beispiele:

  Schriftzeichen Radikal ideographischer Zusatz
 
yuè (fröhlich)

xīn (Herz)

Austausch
 
ān (Frieden)

mián (Dach)

Frau
 
yóu (schwimmen)

shuī (Wasser)

sich bewegen

 

Radikale und Wörterbücher

Es ist sehr wichtig die Radikale zu kennen bzw. zu erkennen. Typischerweise sind chinesische Wörterbücher nämlich dreigeteilt. Du hast Dich wahrscheinlich auch schon gefragt, wie man eigentlich in einem Chinesisch-Deutsch-Wörterbuch nachschlagen sollte - wonach das eigentlich sortiert sein soll.

 

Nun, eigentlich ist es ganz einfach - wenn auch gänzlich anders als Du es von Sprachen wie Englisch oder Französisch kennst.

 

a) Wenn Du ein chinesisches Zeichen nachschlagen möchtest, dann musst Du zunächst den Radikal bestimmen/erkennen. 

b) Jetzt zählst Du aus wie viel Strichen der Radikal besteht.

c) Jetzt schlägst Du im ersten Teil des Wörterbuches nach. Hier sind alle Radikale aufgeführt - sortiert nach Anzahl der Striche.

d) Hast Du Deinen Radikal gefunden findest Du eine Seitenangabe für den mittleren Teil.

e) im mittleren Teil findest Du jetzt alle Zeichen die mit diesem Radikal gebildet werden. Wiederum sortiert nach Anzahl der Striche. Du zählst jetzt also die verbleibenden Striche des von Dir gesuchten Zeichens und schaust dann nach, ob Du es wiederfindest.

f) Hinter dem Zeichen findest Du jetzt eine Seitenangabe für den letzten Teil des Wörterbuches.

g) Hier, im letzten Teil, steht jetzt die Übersetzung und die Bedeutung des gesuchten Zeichens.

 

Natürlich braucht das Nachschlagen eines Zeichens etwas Übung und Geduld - aber tröste Dich - auch die Chinesen müssen diese Prozedur durchgehen :-) denn bei weitem kennt nicht jeder Chinese auch alle Schriftzeichen.

 

Schreibweisen

Die gedruckten Schriftzeichen imitieren eine Schreibweise, wie sie mit dem traditionellen Schreibwerkzeug - dem Pinsel - zu erreichen ist. Der Umgang mit dem Pinsel ist auch Bestandteil des Unterrichts an chinesischen Schulen. Zur Kunstform ist die Kalligraphie (oder Schönschreibkunst) geworden.

 

Heutzutage spielt der Pinsel als Schreibinstrument im Alltag kaum mehr eine Rolle. Auch in China wird mit Kugelschreiber oder Bleistift geschrieben. Aber auch hierbei ist die Reihenfolge der Striche und deren Anordnung sehr wichtig.

 

Hier mal ein paar Beispiele für unterschiedliche Schreibweisen (Druckschrift, Pinsel, Bleistift, ...)

Zerlegt

Jedes Schriftzeichen besteht aus einer Folge von Strichen. Dabei gibt es etwas mehr als 30 verschiedene Strich-Typen.

 

Ein Zeichen sollte dabei immer so geschrieben werden, dass es ausgewogen in eine Quadratische Grundform passt. Das bedeutet dann natürlich, dass gerade bei zusammengesetzten Schriftzeichen bestimmte Einzelzeichen etwas kleiner oder gestaucht geschrieben werden müssen. Die einzelnen Zeichen sollten dabei gleichmäßig groß sein und einen eindeutigen Abstand zueinander haben.

Schau Dir in diesem Zusammenhang noch einmal die chinesische Zeitung an. Siehst Du wie schön gleichmäßig die Zeichen sind?

 

Um möglichst flüssig und zeitsparend zu schreiben haben die Kalligraphen im laufe vieler Generationen einige Grundregeln festgelegt, die die Reihenfolge der Striche angeben. Es gibt natürlich immer einzelne Ausnahmen, aber generell kann man sagen, dass die Strichfolge 'von links oben nach rechts unten' verläuft. Übrigens ist auch die Reihenfolge der Striche entscheidend dafür, wie ein Zeichen im Wörterbuch einsortiert wird.

 

Die wichtigsten Grundregeln für die Reihenfolge der Striche lauten:

1.) von oben nach unten

2.) von links nach rechts

3.) waagerechter vor kreuzendem Strich

4.) von außen nach innen

5.) innen vor dem Abschlussstrich

6.) linksgerichteter vor rechtsgerichtetem Strich

7.) Mitte vor den zwei Seiten

 

Zeichenlektion 2

Die oben aufgeführten Regeln für die Strichfolge wollen wir natürlich gleich mal überprüfen :-)

Hier also, nach den Zahlen, die zweite Zeichenlektion.

 

Heute lernst Du die sogenannten 'Personalpronomen' (oder für Leute die wie ich 'nur' zur Realschule gegangen sind 'Persönliche Fürwörter') - also 'ich', 'du', 'er', 'sie' (das 'es' kriegen wir später - aber auch so gibt's genug zu lernen ;-) )

 

Ein großer Vorteil, was die Einfachheit der chinesischen Sprache angeht, ist, dass die Wörter immer nur in ihrer einfachsten Form vorkommen. So gibt es zwar 'Buch' aber nicht 'Bücher', es gibt 'ich' aber nicht 'mir' oder 'mich'. Entsprechend simpel ist die Sprache also, wenn man sie wortgetreu übersetzen würde ('ich sehen du' - meint: 'ich sehe dich')

 

Doch nun zu den neuen Wörtern und Zeichen. Wie schon bei den Zahlen habe ich jeweils das komplette Zeichen (groß und schwarz), die Strichrichtungen (grün markiert) und die Strichfolge (Bilderfolge; rot der jeweils neue Strich) aufgeführt.

Ein Besonderheit gibt es hier: in dem Bild mit den Strichrichtungen habe ich das jeweilige Radikal rötlich eingefärbt.

 

                 
 

ich (mir, mich, mein)
  Das 'w' spricht sich wie ein englische 'double-u'. 
Radikal: gē (Lanze; Speer; Streitaxt)
                 
 

du (dir, dich, dein)
  Spricht sich wie's da steht - im 3. Ton.
Radikal: rén (stehender Mann)
                 
 

er (ihm, ihn, sein)
  Auch hier: gesprochen wie geschrieben. 1. Ton.
Radikal: rén (stehender Mann)
                 
 

sie (ihr, sie, ihr)
  Nein! Kein Fehler! 'sie' und 'er' sprechen sich absolut identisch aus! Den Unterschied sieht man nur, wenn es geschrieben steht (oder eben aus dem Satzzusammenhang). 
Radikal: nŭ (Frau)
                 
 
men
(pluralsuffix)


Langzeichen
  Wird gesprochen wie's da steht... Huch ... fällt Dir was auf! Richtig! Es ist KEIN Ton angegeben! Dies ist der 5. Ton. Dieser 5. Ton ist 'tonlos' Dies bedeutet, dass diese Silbe nicht besonders betont wird. Die Betonung liegt dann auf der vorgehenden Silbe. 
(Vergleiche: die 5 Töne im Teil 1 des Kurses)

Was ist ein 'Pluralsuffix'? Plural heißt Mehrzahl. Suffix heißt, dass es hinten angehängt wird. Wenn Du also nicht 'ich' sondern 'wir' sagen möchtest, dann sagst Du nicht sondern wŏ men - die Betonung bleibt dabei auf der ersten Silbe. das 'men' kommt dann dann kurz hinterher.
Wichtig: Dieses Pluralsuffix wird ausschließlich in Verbindung mit den oben aufgeführten Personalpronomen verwendet! Es kann also nicht dazu verwendet werden aus einem 'Buch' 'Bücher' zu machen oder aus eine 'Frau' 'Frauen'!

Hier noch mal die Aufstellung der Personalpronomen:

    Singular (Einzahl)
  ich
  du
  er
  sie
    Plural (Mehrzahl)
  wir wŏ men
  ihr nĭ men
  sie tā men
  Wenn eine Gruppe ausschließlich aus Frauen besteht, dann schreibt man 'sie' mit dem weiblichen Zeichen - ist auch nur ein Mann dazwischen, dann wie oben.

 

So, dass sieht schon so richtig nach chinesischen Zeichen aus nicht war? Und auf einmal wirken die Zahlen so einfach ;-)

Aber lass es Dir gesagt sein, wenn Du die Zeichen immer wieder schreibst und sie Dir vor allem auch immer wieder ansiehst, dann schreiben die sich wie von allein.

Tipp: benutze am besten kariertes Papier und überlege Dir, wie große Deine Zeichen werden sollen (z.B. immer 2x2 Kästchen). Dann hast Du es gerade für den Anfang einfacher die Zeichen gerade und gleichgroß in eine Zeile zu schreiben.

 

Üben

Schreib jedes Zeichen einige male auf. Mach es langsam und präge Dir die Strichfolge ein. Schließlich deckst Du die Vorlage ab und versuchst es aus dem Kopf - und in anderer Reihenfolge (die Begriffe - nicht die Strich :-) ).

Mache Dir kleine Übungskärtchen: auf die eine Seite schreibst Du das Zeichen, auf die andere die Aussprache und die Übersetzung. Lass Dir von einem Partner immer mal wieder ein Kärtchen zeigen und ergänze möglichst spontan die jeweils andere Seite (aussprechen/übersetzen bzw. auf ein Stück Papier schreiben)

 

Viel Spaß beim Üben und Zaī jìan bis zum nächsten mal.

 


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