Das muss ich einfach teilen: Frank Rehme, den ich schon auf einem Foto-Workshop kennenlernen durfte, wurde vom WDR interviewt zum Thema Einzelhandel und wohin die Entwicklung geht. Dieser kurze Artikel bringt es meiner Meinung nach auf den Punkt.
Ich kann mich einfach nicht zurückhalten und möchte hier ein paar Sätze aus meiner eigenen Erfahrung niederschreiben und natürlich meine Meinung kund tun smile
Kein neues Thema
Schon 2006 habe ich in meinem Podcast über den Einzelhandel berichtet. Damals aktuelle Erfahrungen mit Buchhandlungen und Fotohändlern bzw. kleinen Einzelhändlern mussten einfach mal raus:
Erschreckend finde ich, dass sich in nun über 10 Jahren wenig bis nichts getan hat, jedenfalls in meiner Wahrnehmung. Also nichts beim lokalen Händler – sehr wohl aber im Online-Handel, dazu in späteren Beiträgen mehr. Anfangen möchte ich bei einem wichtigen Thema der im Artikel angesprochen wird.
Es fängt bei der Stadt an
Frank Rehme sagt, dass es schon bei der Stadt anfängt, der Zugangshürde für den lokalen Einzelhandel.
Vor kurzem fuhr ich in die Göttinger Innenstadt und natürlich musste ich irgendwo parken. Die Geschäfte, zu denen ich wollte, lagen nicht in der Nähe des Parkhauses und so fuhr ich zu den Parkplätzen an der Stadthalle. Göttingen scheint hier noch nicht in der Gegenwart angekommen zu sein. Parken funktioniert hier noch immer wie folgt:
- Ist ein freier Platz gefunden, steigt man aus, schließt ab.
- …läuft über den gesamten Parkplatz zum Automaten
- …wirft jetzt Münzen in den Automaten der daraufhin die maximale Parkdauer hochzählt. Zum Glück hatte ich passende Münzen dabei, es waren meine letzten.
- …läuft zurück über den gesamten Parkplatz zum Auto um das Ticket hinter die Windschutzscheibe zu legen
- …nun kann man endlich in die Stadt. Bis das Ticket abläuft, dann sollte man wirklich zurück beim Wagen sein um wegzufahren.
Nichts gekauft wegen ablaufender Zeit
Gut, mit den letzten Münzen hatte ich etwas Zeit und ging einkaufen. Ich war auf der Suche nach Schuhen, das kann bei mir immer etwas dauern wink Tatsächlich fand ich Schuhe. Ich schaute auf die Uhr, halbe Stunde Zeit, sollte reichen um mir ein Geschäft anzusehen, dass ich noch nicht kannte. Ich besuchte das Kleidungsgeschäft, sehr nette Bedienung und ein paar Dinge die ich sicher gerne mal aus- und anprobiert hätte doch ich hatte keine Zeit, das Ticket lief ab. Der Händler hatte keine Schuld und ich ließ doch kein Geld dort weil ich zum Auto musste.
Spontane Geschäftsbesuche? Sich auf ein Einkaufserlebnis einlassen? Spontan Freunde in der Stadt treffen und bei einem Kaffee verquatschen? Nö! Nicht in der Innenstadt. Fahr hin, kauf ein, fahr weg und mach Platz. Danke.
Geht auch anders
Ganz anders seit einiger Zeit in Northeim und Einbeck. An den meisten Parkplätzen stehen Schilder an den Automaten mit Hinweis auf Bezahlen mit SMS oder App. Das habe ich natürlich sofort ausprobiert und ich bin begeistert!
In Northeim läuft die Fahrt in die Stadt jetzt so ab:
- Hat man einen Platz gefunden stellt man das Auto dort ab und öffnet die App
- Die App erkennt wo man steht und mit ein, zwei Tabs ist das Ticket gebucht.
- Fertig! Aussteigen und die Stadt gehen.
- Bonus: Die App erinnert einen ein paar Minuten vor Ablauf des Tickets und – festhalten – erlaubt es, das Ticket zu verlängern!
Sollte man also in Northeim beim Stadtbummel etwas spontanes unternehmen oder finden, so kann man das Ticket jederzeit verlängern, mit dem Smartphone. So stelle ich mir das vor.
Wo seid Ihr denn?
Schade nur, dass das offenbar etwas zu spät kommt. Viele Geschäfte haben geschlossen, es gibt zu viele Handy-Läden und ähnliche Geschäfte die wenig Attraktiv wirken. Dementsprechend hat sich auch das Publikum in der Stadt gewandelt und ist so, nicht nur für mich, uninteressant geworden. Ein Teufelskreis, den Frank im Interview auch erwähnt als er die 1-Euro-Shops als Beispiel aufruft.
Wo seid Ihr, Ihr lokalen Einzelhändler mit Niveau, mit guter Beratung, besseren Ideen, mit der Liebe zum Produkt und den Details? Ja, es gibt sie aber es sind noch viel zu wenige.
Wenn alle im Auti kommen mag ich gar nicht in der Stadt unterwegs sein. In Berlin läuft es so: losgehen, an der ersten Kreuzung (verkehrsberuhigter Bereich) fast umgenietet werden, nächste Kreuzung (Ampel) wegen im Stau kriechender Autos kaum überquerbar. Nach hause fliehen. Online kaufen.
Das kann ich gut verstehen. Berlin ist da ein spezielles Pflaster. So große Städte habe ich hier nicht. In meinem Kopf dreht es sich zumeist um Northeim (sehr klein), Einbeck (auch winzig), Göttingen und Hannover.
In Hamburg fand ich es immer toll, wie man schnell mit der U-Bahn fast überall hinkommt. Quer durch die Stadt mit dem Auto ist auch kein Spaß- da mag ich solche Park-And-Ride Angebote
Ich sehe doch ein paar gute Beispiele, aber insgesamt zu wenig. Noch nie stand der Handel (übrigens stationär wie auch online) vor einer so grossen Herausforderung. Meiner Meinung nach werden sicherlich 40% die nächsten 10 Jahre nicht überleben. Umso mehr k.önnen wir uns auf die verbleibenden freuen, die mit tollen Ideen Kunden begeistern. Wer das nicht kann ist dann nämlich nicht mehr da.
Übrigens: Mehr zu dem Thema auf unserem Blog unter http://www.zukunftdeseinkaufens.de. Es bleibt also spannend!
Hey Frank, klasse, dass Du Dich hier direkt dazu meldest. Ich glaube wir müssen mal ein Interview/Gespräch dazu machen/aufnehmen. :)