Bisher habe für Online-Banking am Mac auf OutBank gesetzt. Funktioniert gut und ich hatte keine größeren Probleme damit. Großer Vorteil ist, dass es auch eine iPhone-App gibt. Doch dann kam Version 2 und irgendwie wurde nicht alles besser. Die App wurde träge, sowohl am Mac als auch am iPhone. Eine Synchronisation der Daten zwischen den Apps über iCloud funktioniert bis heute nicht zuverlässig und bereitete so viele Probleme, dass sich der Hersteller sogar aus den SocialMedia-Kanälen zurückgezogen hatte, statt mit der Kritik offensiv umzugehen.
Ich überlegte. Warum ist es wichtig, am Mac und am iPhone eine Anwendung vom selben Hersteller zu verwenden, wenn man sowieso keine Zusatzinformationen synchronisiert? Die Umsätze selbst kommen vom Bank-Server und wenn ich die Kategorien nicht zuverlässig abgleichen kann und ich es daher sowieso ganz bleiben lasse, warum sich an einen Hersteller binden?
Ich schaute mich also um und bekam MoneyMoney für den Mac empfohlen.
Exkurs: Preisverfall macht mich traurig
Vorweg: Natürlich freue ich mich darüber, dass ich Software zunehmend günstiger erwerben kann. Als Kunde freue ich mich darüber. Als Softwareentwickler betrachte ich das aber doch sehr skeptisch.
Es ist immer wieder erstaunlich wie sehr die Softwarepreise verfallen. Mit dem Erscheinen der App-Stores gingen die Preise in den Keller. Wenn es nicht kostenlos ist, dann kostet es nur ein paar Cent oder wenige Euros. Nun ist es aber so, dass die Käufer-Köpfe sich zwar schnell auf neue Preise einstellen, die Denkweise sich aber nicht wirklich anpasst. Was nichts kostet ist auch nichts wert. Gute Software scheint vielen einfach nichts mehr wert zu sein – Weil sie eben nichts oder nur noch wenig kostet – Ein paradoxer Teufelskreis :'(
MoneyMoney kostet wie viel? €15? Und es gibt Beschwerden, wenn man nach einer 1.0 eine 2.0 neu kaufen soll? (siehe z. B. Kommentare auf einer News-Seite) OK, Kritik bei fehlendem Update über AppStore kann ich verstehen aber die AppStore-Geschichte ist nicht nur ein Problem der Kunden, die Entwickler sind da schon oft in einer Zwickmühle. Würde hier aber zu weit führen.
Ich erinnere mich an Zeiten, wo man unter €49 keine Banking-Software bekommen hatte – Ich glaube, das waren sogar eher €89 und die Updates waren dann bei den €49 – die musste man dann aber auch regelmäßig, also etwa 1x pro Jahr, kaufen.
€15 für eine gute Banking-App? Ich frage mich eher, wie eine App bei so einem Preis auf Dauer gepflegt und verbessert werden kann – erst Recht, wenn die Kunden Anspruch auf lebenslange kostenlose Updates erheben wink
MoneyMoney
Ich teste MoneyMoney gerade und bin bisher sehr angetan. Schneller und übersichtlicher als OutBank. Sogar das PayPal-Konto wird deutlich flotter aktualisiert – OK, ich habe es nicht gestoppt aber es kommt mir so vor.
Die Funktionen lassen sich schnell aufzählen, denn viele sind es nicht. Kontenübersicht, Überweisungen, Daueraufträge, Kategorien, Suche (als Filter) und Filter über Zeit. Dazu ein Import mit Dubletten-Check über den ich Daten aus OutBank übernehmen konnte und ein Export. Reicht mir eigentlich. Nur ein paar Kleinigkeiten wünsche ich mir noch:
- Ich möchte in den Detail-Informationen (Verwendungszweck, etc.) gerne beliebige Abschnitte markieren/kopieren können statt nur die komplette Transaktion in die Zwischenablage zu bekommen. Das brauche ich immer mal wieder, um bestimmte Schlüssel-/Rechnungsnummern in eine andere Anwendung zu übertragen ohne sie abtippen zu müssen.
- Ich möchte ein freies Notizfeld pro Transaktion haben, um eigene Informationen hinterlegen zu können. Manche Überweisungen haben nur kryptische Daten oder sind Sammelbeträge. In den Notizen möchte ich gerne genauer beschreiben können, was oder wofür der Betrag war – um diese Transaktionen später über eine Suche auch wieder finden zu können
- Macht man einen neuen Kontenabruf, werden neue Transaktionen gekennzeichnet. Das ist gut, weil man so gleich die neuen Einträge sieht. Nicht so schön ist, dass diese Kennzeichnung sofort verschwindet, wenn man von einem Konto auf das nächste klickt. Die Kennzeichnung ist also nur sehr temporär. Ich wünsche mir, dass die neuen Umsätze so lange als neu gekennzeichnet bleiben, bis ich sie manuell als “gelesen” markiert habe. OutBank hat hierfür einen Button mit zwei Häkchen. Sinnvoll ist das für mich, weil ich diese Neu-Markierung quasi als ToDo-Markierung nutze. Manche Transaktionen muss ich mit einer Rechnungssoftware abgleichen, andere vielleicht in eine andere Anwendung übertragen für die Steuererklärung etc. Das mache ich aber nicht immer sofort, nur weil ich mal kurz auf das Konto gucken wollte. Wenn ich dann also am Wochende Zeit habe, möchte ich weiterhin die “Neuen” Umsätze sehen um diese dann bei Bedarf abarbeiten zu können.
Kategorien
Die Kategorien sind noch sehr simpel implementiert. Da gibt es noch Potential in der Bedienung und bei den Regeln um Kategorien automatisch zuordnen zu können. Man muss aber dazu sagen, dass diese Möglichkeit der eigenen Kategorien gerade erst Einzug gehalten hat. Vorher gab es gar keine eigenen Kategorien. In sofern wird sich da sicher noch etwas tun. Trotzdem habe ich meine Wünsche hier mal festgehalten.
- So wäre es gut, wenn man in der Regel nicht nur eine Volltextsuche hätte sondern eben gezielter angeben könnte: Wenn die Kontonummer 1234 ist und im Verwendungszweck xyz auftaucht, dann ist es Kategorie abc.
- Die Volltextsuche für die Kategorie-Regeln sollte noch optimiert werden. Bisher werden wohl nur ganze Wörter gefunden. Wenn also im Verwendungszweck mal “Workshop” und mal “Workshops” steht, findet die automatische Kategoriezuordnung für “Workshop” nur die ersten Transaktionen und nicht die letzteren.
- Derzeit kann man eine Kategorie nur über die Rechte Maustaste zuordnen. Also ein Klick mit der rechten Maustaste auf einer Transaktion, dann den Kategorie-Menüpunkt ansteuern, dann klappen die Kategorien aus und man wählt eine aus. Hat man viele Kategorien, muss man das Menü ggf. scrollen und länger suchen. Außerdem klickt man gerne mal daneben. Ich würde eine Kategorie aber gerne schneller hinzufügen können, indem ich die ersten Buchstaben der Kategorie tippe.
Mein Vorschlag ist ein Eingabefeld für die Kategorie bei der Transaktion wenn man diese anklickt. Tippt man in dem Feld, könnte eine Liste mit passenden Kategorien aufklappen. Hat man Kategorien hierarchisch angelegt, so sollten alle Unterkategorien angezeigt werden, wenn der getippte Begriff auf die darüber liegende Kategorie passt. Mit den Cursor-Tasten (rauf/runter) könnte man dann direkt einen Treffer aus der Liste übernehmen.
Die Übersicht bei den Auswertungen der Kategorien ist aber schon jetzt wirklich schick und deutlich besser gelöst als bei OutBank. Die Chancen stehen gut, dass ich bei MoneyMoney bleibe.
Alternativen
Wer nach anderen Banking-Apps für den Mac sucht, der kann sich neben OutBank und MoneyMoney die folgenden auch mal ansehen – Reihenfolge ohne Wertung:
- Centona. Noch sehr neu, habe ich selbst noch nicht gesehen. Gibt es für Mac und für iOS
- Pecunia. Damit habe ich mal angefangen. War die erste Banking-App für den Mac die wirklich einfach und übersichtlich war. Ist OpenSource. Ich musste es seinerzeit leider hinter mir lassen, weil das mobileTAN-Verfahren nicht unterstützt wurde. Inzwischen wird das aber vermutlich funktionieren und die Oberfläche hat mit dem, was ich noch kannte, nichts mehr gemeinsam. Es wird also offenbar wieder fleißig daran weiter entwickelt.
- StarMoney. Seit einiger Zeit gibt es eine echte Mac-App. War (oder ist?) Unter Windows DIE BankingApp und ich hatte sie früher unter Windows regelmäßig genutzt. Sie konnte immer eine Menge aber die Bedienung war eigentlich schon immer etwas merkwürdig/anstrengend. Wie das nun bei der Mac-Version ist weiß ich nicht. Der Funktionsumfang dürfte an die Windows-Version vermutlich noch nicht heranreichen aber nicht jeder braucht Depotverwaltung, Reports und anderes (vielleicht gibt es das sogar inzwischen in der Mac-Version, bitte selber nachgucken)
Das Problem bei nicht synchroniserenden Applikationen ist, dass eine Bargelderfassung nicht sinnvoll möglich ist. Im Grunde geht nur das, was online abgefragt wird. Meiner Ansicht nach, reicht das für eine Finanz Software nicht aus.
Das nur so am Rande.
Bargeld habe ich noch nie in einer Banking-App erfasst. Eine Banking-App ist für mich kein Haushaltsbuch sondern nur der Bequeme Weg das Konto im Überblick zu haben und Überweisungen tätigen zu können.
Ich teste derzeit auch YNAB (You Need A Budget) und dort habe ich ein Bargeld-Konto eingerichtet, in das ich auch unterwegs Transaktionen eintragen kann. Dort, in die Budget-Planung, passt das gut. Beim Banking benötige ich das Portemonaie nicht – mir genügt es, dass ich die Abbuchung vom Bankautomaten sehe ;)
Mir erschließt sich diese ganze Budgetplanung nicht. Ich fand zwar das Hessi Special bei Bitsundso ganz interessant und amüsant aber für mich ist das immer ein Hilfsmittel für jemanden, bei dem am Ende des Geldes immer noch viel Monat übrig ist.
Bislang brauchte ich sowas nicht. Hab zwar öfter mal irgendwelche Produktivität-Apps getestet, bin aber immer daran gescheitert, dass ich nicht konsequent alle Transaktionen dort eingetragen habe.
Darum ist eine Budgetverwaltung für mich nur Zeitvernichtung, die mir keine Vorteile bringt.
hihi – Das kann ich gut verstehen. Du glaubst nicht, was ich den Kopf geschüttelt habe als ich von YNAB gehört hatte :) Und jetzt probiere ich das selber mal aus, weil es einfach dabei hilft, den Überblick zu behalten. Ich habe durch das Gewerbe einige große Posten von denen einige alle 3 Monate, andere 1x pro Jahr anfallen. Es ist sinnvoll sich Geld dafür bei Zeiten zur Seite zu legen und eine Budget-Planung macht das sehr übersichtlich möglich, ohne dass ich mir zig einzelne Giro-Konten anlegen müsste um das Geld “zu sichern” (je mehr Giro-Konten man hat desto schlechter ist Dein Rating wenn Du mal einen Kredit benötigst… habe ich neulich mal Zufall erfahren)
Für das “Workshop”-Problem, das Du beschrieben hast, kannst Du “Workshop*” oder “Workshop?” eingeben. Wildcards funktionieren gut hier. (Für die Spezialisten: Man kann sogar reguläre Ausdrücke verwenden.)
Ansonsten finde ich Deine Verbesserungsvorschläge gut. Ich nehme an, dass Du die auch an die Hersteller von MoneyMoney geschickt hast?
Na klar. Ich vermute, dass es deshalb inzwischen auch so funktioniert. Als ich den Text schrieb ging das nämlich noch nicht ;)
Der “Preisverfall” mag traurig erscheinen. In Wirklichkeit sind Einnahmen aber durch ausserordentlich bessere Vertriebswege (App-Store in 3 klicks gekauft, statt CD im Laden abholen) und ein unglaublich viel groessere Zielgruppe als noch vor einigen Jahren stark gewachsen.
Der Verfasser dieses Artikels sollte sich diese Kommentare genau durchlesen und nicht nur überfliegen, dann wird er herausfinden, dass sehr wohl hier die Kunden hinters Licht geführt wurden. Zusätzliches Geld scheffeln mit Übernahme Tricks ist sehr sehr dreist, vor allem wenn die alte Version nicht mehr unterstützt wird.