Nun ist es also raus: Steve Jobs präsentierte auf der Keynote zur WWDC 2008 das neue iPhone, das iPhone 3G. Gutes soll nun noch besser werden und Apple hat ganz offenbar fleißig überlegt und gearbeitet. Das erste iPhone war und ist ja nicht schlecht, aber werfen wir doch mal einen Blick auf einige Neuigkeiten.
Die iPhone Software wurde kräftig überarbeitet und das schöne ist: dieses Update wird es auch für die “alten” iPhones geben und auch für die iPod touch Geräte. Für die iPhones ist das Update kostenlos bzw. wird ja über die Verträge bezahlt. Für iPod touch Besitzer werden $9,99 fällig. Der Preis dürfte in Euro ähnlich sein.
Dafür wurde aber auch einiges getan:
Man kann nun in den Kontakten auch suchen, also einen Suchbegriff eintragen und alle passenden Kontakte gelistet bekommen. Bei größeren Listen wirklich sinnvoll. Warum es allerdings immer noch keine übergreifende Suche gibt verstehe ich nicht? Vielleicht möchte ich ja mal alle Daten für einen Kunden finden – Kontakte, Termine, Mails… Bleibt zu hoffen, dass dies entweder von Apple noch nachgereicht wird oder dass sich ein anderer Entwickler findet der diese Funktion liefert.
Denn es gibt nun offiziell das SDK, also die Entwicklungsumgebung für das iPhone. Nun kann also jeder Software für das iPhone entwickeln und über Apples “Application Store” vertreiben. Das Modell ist fair: 70% des Erlöses gehen an den Entwickler. Ist es eine Freeware, dann entstehen für niemanden Kosten.
Beeindruckend ist dabei die Leistungsfähigkeit des Gerätes. Auf der Keynote wurden Anwendungen gezeigt die einen schon staunen lassen. Schnelle 3D-Grafiken, aufwendige Bildüberlagerungen für den Medizinbereich, Musik-Software, etc.
Mehr am Rande wurde z.B. erwähnt, dass man nun auch z.B. mehrere Mails auf einmal löschen können soll. Einfach alle gewünschten Mails markieren und dann mit einem Fingerstreich löschen.
Spannender sind da schon die Erweiterungen für den Business-Bereich die auch einigen Privatkunden nützlich sein werden.
So wird jetzt das Microsoft Exchange Format unterstützt, sprich: ActiveSync-Protokolle. Nun kann man also auch drahtlos seine Daten mit der Firma abgleichen lassen.
So ganz nebenbei müsste das eigentlich auch bedeuten, dass das iPhone nun endlich mit verschiedenen Kalendern oder Kategorien umgehen können muss – wie sollte sonst ein Abgleich mit einer Firmen-Infrastruktur funktionieren? Tatsächlich wurde auf der Keynote der Kalender auf dem iPhone kurz gezeigt und es waren Termine in verschiedenen Farben zu sehen.
Außerdem können beim iPhone 3G nun auch Office-Dokumente angezeigt werden. Natürlich Dokumente aus Pages, Numbers und Keynote aber auch Word, Excel und PowerPoint. Inwieweit das auch für das neue “offene” XML-Format von Microsoft gilt ist mir nicht bekannt.
Und was ist mit den Privatkunden die über keinen Exchange-Server verfügen? Die können natürlich wie bisher ihre Daten über iTunes abgleichen, logisch.
Aber es geht noch komfortabler: Apple löst den .Mac-Dienst ab durch MobileMe. Blöder Name aber gute Ideen. Wie bei .Mac bietet MobileMe Platz auf einem Server für Mails, Termine, Kontakte und Dateien. Aber wie! Da wurde fleißig dran gearbeitet.
Zunächst mal wurden die Web-Anwendungen komplett überholt oder neu geschrieben. Die MobileMe-Anwendungen verhalten sich im Browser fast wie lokale Anwendungen. Drag&Drop, Bereiche fließend skalieren, Bildergrößen von Vorschauen ändern und und und. Außerdem kann man nun auch über die Web-Oberfläche Termine anlegen, ändern, verschieben – was einem gerade so einfällt.
Das tollste daran ist der Push-Service in MobileMe. Sprich: Wenn irgendetwas an einem Termin oder einem Kontakt geändert wurde oder eine Mail eingetroffen ist, dann wird diese Änderung quasi sofort an alle registrierten Geräte weitergereicht. Ändert man also auf seinem Mac einen Termin, dann wird diese Änderung sofort ins Internet an den eigenen MobileMe-Zugang geschickt und somit auch auf alle anderen Macs und iPhones die über denselben Zugang angeschlossen sind. Nie wieder einen Knopf drücken um Daten abzugleichen.
Außerdem geht das nicht nur mit Macs und iPhones sondern auch mit Windows-PCs die diese Daten eben in Outlook zeigen und verwalten.
MobileMe wird, wie .Mac vorher auch, für $99/Jahr verfügbar sein. Der Speicher wurde dabei auf 20GB aufgestockt.
Ein häufig kritisierter Punkt betrifft das Multitasking – also die Möglichkeit, mehrere Anwendungen gleichzeitig laufen zu lassen. Das alte iPhone kann dies nicht und Softwareentwickler meinten, dass es dadurch kaum Sinn macht einen Chat-Client für das Gerät zu entwickeln – wie soll man denn mitbekommen, dass einem jemand etwas getextet hat wenn das Programm im Hintergrund nicht ausgeführt werden kann?
Apple hat über diese Aufgabe nachgedacht und kam zu der Entscheidung, dass Hintergrundprozesse nicht die Lösung sein können. Sie rauben kostbaren Arbeitsspeicher, saugen an der CPU-Leistung und reduzieren so die Batterielaufzeit.
Stattdessen bietet das SDK nun die Möglichkeit bestimmte “Meldungen” zu verschicken. Angenommen ein Chat-Fenster ist geschlossen worden, das Programm läuft also gerade nicht mehr. Nun schreibt aber jemand eine Nachricht an mich. Was tun? Die Softwareentwickler haben nun die Möglichkeit ihre Software so zu gestalten, dass die Information “neue Nachricht” an den Melde-Dienst von Apple geschickt wird. Von dort geht die Nachricht weiter, direkt auf mein iPhone (denn es ist ja eine Nachricht nur für mich). Das iPhone bekommt diese Meldung und kann nun z.B. eine kleine, rote Nummer am Programmsymbol anzeigen. Man kann auf diesem Weg auch eine Klang-Meldung empfangen oder sogar eine kurze Textnotiz die dann als schwebendes Fenster mit vom Entwickler wählbaren Buttons angezeigt wird.
Es fühlt sich also so an, als ob die Anwendungen im Hintergrund laufen würden, aber sie tun es nicht. Für diese Meldungen, deren Protokoll für alle Anwendungen identisch ist, braucht man eben nur eine einzige Verbindung zum Meldungs-Server. Wie dieser nun genau aussehen wird wurde nicht gesagt. Es wäre interessant zu erfahren, ob man dafür permanent im Internet eingeloggt sein wird bzw. muss oder ob diese Meldungen dann wiederum über den Mobilfunkanbieter ausgestrahlt werden.
Keine schlechte Lösung wie ich finde und es dürfte viele Dinge lösen. Was natürlich weiterhin nicht klappt wäre z.B. die Berechnung eines Apfelmännchens im Hintergrund oder ähnliche Langzeitprozesse – Es werden weiterhin keine Programme im Hintergrund ausgeführt.
OK – an der Software hat sich also wirklich einiges getan und ich konnte hier nur einige Dinge aufzählen. Aber das iPhone 3G ist auch eine neue Hardware:
Der Name sagt es schon: 3G – also UMTS ist jetzt möglich. Ob auch das schnelle HSDPA möglich ist weiß ich nicht.
Ganz nebenbei wurde noch erwähnt, dass auch ein GPS-Empfänger eingebaut wurde smile Damit kann man sich zwar kontinuierlich auf den Google-Maps die eigene Position anzeigen lassen aber eine Navigation ist das natürlich noch nicht. Dafür sitzt aber TomTom bereits dran um seine Software für das iPhone zu adaptieren.
Die Rückseite ist jetzt aus Kunststoff komplett in schwarz. In der 16GB-Version wahlweise auch in weiß. Warum Kunststoff und kein schickes Alu mehr? Ich vermute mal wegen der Empfangseigenschaften. 3G und GPS wollen ja irgendwie Signale empfangen und zumindest 3G auch senden. Je weniger Störungen vor den Antennen desto besser.
Das Gerät ist übrigens tatsächlich etwas dicker als das alte iPhone – zwar nur ein paar Millimeter aber eben doch etwas dicker. In einigen Blogs und Newstickern konnte man lesen dass es dünner sein soll. Das stimmt aber nicht. Steve Jobs sagte wörtlich, dass es an den Kanten dünner ist als der Vorgänger! Und das mag wirklich stimmen. Es hat also schmalere Kanten und es soll dadurch noch besser in der Hand liegen. Wer schon mal ein MacBook Air in der Hand hatte, der weiß wie dünn sich schmale Kanten anfühlen können smile
Die Buchse für den Kopfhörer ist nun wohl auch umgestaltet worden so dass man nun jeden Kopfhörer ohne Adapter anschließen können soll. Klar, für die Kopfhörer mit Mikro und Schalter am Kabel ist weiterhin die Apple-Variante nötig.
Apple wollte mehrere Punkte angehen um das Gerät noch attraktiver zu machen. Darunter die Öffnung für Softwareanbieter, Anpassungen für Geschäftskunden, Vertrieb in mehrere Länder und einiges mehr. Das alles hat man erreicht oder möchte dies in den nächsten Monaten tun.
Ein wichtiger Punkt war dann noch der Preis. Hier geht es jetzt wirklich mal zur Sache! Das iPhone 3G mit 8GB soll nur noch $199 kosten, für das 16GB Modell werden nur $299 fällig. Natürlich jeweils zuzüglich eines Vertrags. Außerdem sagte Jobs, dass es weltweit ein Preislimit von $199 für die 8GB Variante geben soll. Teurer darf es also nicht sein. Man darf gespannt sein.
Nun gibt es das iPhone 3G allerdings weiterhin nur mit einem Mobilfunkvertrag. Bisher jedenfalls ist mir nichts anderes bekannt – von Italien und Frankreich mal abgesehen. Ich denke mir nur immer: Da bringt Apple endlich ein Gerät auf den Markt das einfach zu bedienen ist…
…und die Provider machen es “kaputt” mit komplizierten Verträgen sad
Immer diese Wenn-und-Aber-Verträge. Kostet x,-/mon. für dies und y,-/mon. zusätzlich für das. Flatrate – außer jenem, das kostet dann z,-/pro Stück wobei n Stück inklusive sind für den Zeitraum von r….
Warum haben die nicht mal den “Arsch in der Hose” und sagen:
– Du zahlst 30,-/Monat all-inklusive: Telefonieren (egal wann, egal wohin – ohne Ausnahme), Internet (egal wie lange, egal wieviel), Mailbox, SMS,….
Oder als Alternative (wer keine hohen Monatskosten mag weil er wenig telefoniert):
– Du zahlst 0,09/pro Stück: pro Minute Telefonat, pro SMS, pro MB Internet,…. Prepaid.
Früher waren Prepaid-Karten teuer. Inzwischen ist zumindest das telefonieren mit Prepaid deutlich günstiger geworden – oder bei welchem Vertrag zahlt man durchgängig(!) weniger als 9cent pro Minute egal wohin? Bitte die monatlichen Grundkosten mit einkalkulieren. Wer nicht zig Stunden im Monat telefoniert, für den werden Verträge doch zunehmend uninteressant.
Beim Internet sieht es noch durchwachsen aus. Bei Simyo kostet das Megabyte derzeit 24cent – egal ob UMTS oder nicht. Bei meinem letztem e-plus Vertrag wollte man mir mal locker 1,- Euro für das MB berechnen – und zwar auch dann, wenn ich es nicht genutzt hatte – sprich: ich zahlte 2,50 Euro für 2,5MB/Monat.
Klar – inzwischen gibt es Flatrates. Die sind zwar nicht immer ganz so flach wie es klingt aber dafür liegt man da schnell mal zwischen 25,- und 50,- Euro pro Monat – ob man nun viel oder wenig nutzt. Und Telefonate sind da noch nicht enthalten…
Liebe Provider: Da muss sich jetzt langsam mal etwas ändern! Macht Schluss mit dem Paragraphen-Dschungel und Sternchen-Himmel.
Das iPhone 3G ist eine solide Weiterentwicklung. Die Software wurde stark erweitert, andere Anbieter werden Software liefern können, Firmen werden sich über eine gute Anbindung an deren eigene Infrastruktur freuen und Privatkunden bekommen mit dem .Mac-Nachfolger MobileMe viele Profi-Funktionen nach Hause geliefert.
Offenbar kann der Kalender jetzt auch mit mehreren Kategorien umgehen (soweit ich das sehen/interpretieren konnte) – das war ein großes K.O.-Kriterium für mich.
Würde ich mir jetzt also ein iPhone kaufen? Ich bin unsicher. Vermutlich noch nicht. Warum?
Als iPod+Handy Ersatz hat es zu wenig Speicher für mich. Ich möchte weiterhin meine Komplette Musiksammlung auf einem Gerät haben. Das schafft das iPhone eben noch nicht. Also bräuchte zusätzliche ohnehin einen normalen iPod.
Bliebe also der Handy-Ersatz mit vielen Zusatzfunktionen. Ja, ich finde das Teil Klasse und es juckt mich in den Fingern. Auf der anderen Seite brauche ich bisher kaum ein mobiles Internet. Ich telefoniere unterwegs recht wenig, so dass sich die teuren Verträge für mich schlicht und ergreifend nicht lohnen. Ich bin nun endlich meinen e-plus Vertrag los und lade alle paar Monate meine Simyo-Karte mit einer Hand voll Euros auf. Selbst im Urlaub war damit das lesen von Mails kein Thema: Handy mit dem PocketPC gekoppelt über Bluetooth und schnell mal online nach Mails geschaut – bei 24c/MB kein großes Thema seit Google den Spam für mich aussortiert smile
Möchte ich also ein iPhone? Ja!
Brauche ich es? Nein!
Werde ich es trotzdem kaufen? Nein! Jedenfalls nicht wenn das wieder bedeutet, dass ich 30,- oder mehr Euro im Monat an einen Provider zahlen muss den ich vielleicht an ein oder zwei Tagen wirklich nutze. Ich habe nämlich beim ersten iPhone auch schon gesagt, dass es mir zu teuer ist. Ich meinte aber nicht die Hardware-Kosten sondern die Vertrags-Kosten… und daran kann Apple vermutlich auch in Zukunft wenig ändern.
0 Kommentare zu “iPhone 3G – smarte Hardware vs. komplexe Verträge”